Es droht ein Kahlschlag im Kulturbereich

Die Kultur- und Kreativwirtschaft macht in Deutschland jährlich einen Umsatz von fast 170 Milliarden Euro. Und hat über eine Million Beschäftigte. Das sind übrigens mehr als in der Automobilbranche. Vor allem aber gehört Kultur fest zur Identität unseres Landes. Trotzdem lassen CDU, Grüne und FDP diesen wichtigen Bereich in der Krise im Stich.

Serpil Midyatli
Bild: Thomas Eisenkrätzer

Ich habe in den letzten Wochen eine Tour durch Schleswig-Holstein gemacht und mit vielen Kulturschaffenden gesprochen. Es gibt großartige Projekte bei uns. Zum Beispiel das Theater am Tremser Teich in Lübeck. Da wird seit über 20 Jahren Theater für Lübecker Kinder gemacht. Gerade die Schulen profitieren davon enorm. Und alles trägt sich selbst, ohne öffentliche Zuschüsse. Bloß: In den Zuschauerraum passen jetzt statt 100 Kinder noch etwa 12. Und das wird länger so bleiben. Das zeigt. Es braucht langfristige Hilfen für die Kultur. Keinen Steg, sondern eine feste Brücke.

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Im Theater am Tremser Teich und von vielen anderen Kulturschaffenden habe ich gehört: Ja die Soforthilfen haben in den ersten Monaten geholfen. Aber: Wenn jetzt nicht nachgelegt wird, ist im Herbst der Ofen aus. Bei vielen freischaffenden Künstlern sieht es noch schlimmer aus. Die haben keine Betriebskosten und können deshalb die Soforthilfe nicht nutzen.
Ja, es gab zweimal 500 Euro von der Kulturhilfe-SH. Aber das reicht nicht. Schleswig-Holstein behandelt seine Kulturschaffenden schäbig im Vergleich zu Ländern wie Hamburg oder Baden-Württemberg. Hamburg legt übrigens nochmal nach…

Deshalb fordern wir die Landesregierung in unserem Antrag auf:

  • Lücken im Bundesprogramm zu schließen.
  • Zusätzliche Hilfen für solo-selbstständige Künstlerinnen und Künstler anzubieten.
  • Und auch den Kommunen unter die Arme zu greifen, wenn sie Geld zum Erhalt der Kultur in die Hand nehmen.

Wenn Sie jetzt nicht handeln, geht eine ganze Branche kaputt. Noch schlimmer: Mit einem Kahlschlag im Kulturbereich stirbt auch ein Stück Schleswig-Holstein.

Als Reaktion auf unseren Antrag „Hilfe für Kulturschaffende“ macht Jamaika Hilfen von bis zu 2.500 Euro möglich. Das ist gut. Und muss jetzt schnell und unkompliziert funktionieren.

Ich bleibe gespannt, ob die in Aussicht gestellten Hilfen für kommunale Kultureinrichtungen ausreichen.